Samstag, 8. August 2009

Androgynie


Omahyra Mota // Darya Kurovska // Jamie Borchert


Iris Strubegger // Freja Beha // Amanda Moore


Androgynie (von altgr. ἀνήρ, Gen. ἀνδρός = Mann, γυνή = Frau) bedeutet „weibliche und männliche Merkmale vereinigend“. Es wird oft synonym zu „zwitterhaft“ verwendet, was aber biologisch nicht korrekt ist (siehe Zwitter).

Medizin
In der Medizin ist Androgynie (häufig auch Androgynität) eine Bezeichnung für den männlichen
Pseudohermaphroditismus.

Psychologie
In der Persönlichkeitspsychologie werden Männlichkeit (Instrumentalität) und Weiblichkeit (Expressivität) als voneinander unabhängige
Persönlichkeitsdimensionen gesehen, die die psychosozialen Aspekte der Geschlechtlichkeit, die Geschlechtsrollenorientierung, beschreiben. Menschen, die hohe Werte auf beiden Skalen haben, also ein sowohl männliches als auch weibliches geschlechtsrollenbezogenes Selbstbild aufweisen, werden als Androgyne bezeichnet. Teilweise wurde angenommen, dass Androgyne tendenziell psychisch gesünder sind, da ihnen eine größere Bandbreite an Verhaltensweisen zur adäquaten Lösung von Problemen bereitsteht.Diese Annahme konnte sich in aktueller Forschung jedoch nicht behaupten.

Allgemein
Umgangssprachlich werden Menschen, welche sich bewusst als nicht geschlechtlich zugeordnet darstellen oder anderen Menschen so erscheinen, als androgyn bezeichnet. Schwach ausgeprägte Sekundäre
Geschlechtsmerkmale bzw. Sekundäre Geschlechtsmerkmale des anderen Geschlechts sind oft für diese Einschätzung verantwortlich; Kleidungswahl und Verhalten können jedoch auch als androgyn ausgelegt werden.
Insbesondere androgyne Männer sind und waren in der
Visual-Kei-, in der Emo- und in Teilen der Gothic-Szene, aber auch in der mittlerweile erloschenen New-Romantic-Bewegung weit verbreitet. Oft gelten sie sogar als Sexsymbol, wie zum Beispiel Ville Valo, Brian Molko, Mick Jagger, Boy George, Robert Smith oder Bill Kaulitz. Durch Musiker wie David Bowie wird Androgynität auch über diese Szenen hinaus bekannt. Weibliche Vertreter sind die Sängerinnen Grace Jones, Amanda Lear und Annie Lennox sowie die Schauspielerinnen Brigitte Lin, Katherine Moennig, Daniela Sea, Tilda Swinton, Jenette Goldstein und Model Agyness Deyn.
In der Untersuchung Die physische Attraktivität androgyner Gesichter
[5] wurden mit Hilfe von digitalen Bildbearbeitungsverfahren androgyne Bilder von Männern und Frauen erzeugt und Probanden vorgelegt. Je androgyner die Bilder waren, desto weniger attraktiv wurden sie beurteilt (allerdings ist dieser Einfluss sehr gering). Dafür fanden die Testpersonen sie „jünger, kindlicher, sympathischer und weiblicher“.

Mythen
In vielen
Schöpfungsmythen werden die menschlichen Wesen als androgyn beschrieben. In der persischen Mythologie lebte das erste Menschenpaar, Licht und Dunkelheit, im Garten Eden gemeinsam in einem Körper, bis Ahura Mazda sie trennte. Die griechischen Mythen erzählen eine ähnliche Geschichte: Prometheus formte den Menschen androgyn aus Lehm, und Athene verlieh ihnen Leben. Göttervater Zeus trennte die ursprünglichen Kugelmenschen und entnahm dem weiblichen Körper ein Stück Lehm, welches er dem Manne ansetzte. So haben Frauen bis heute eine blutende Öffnung, Männer ein zusätzliches Stück Körper und beide fühlen sich zueinander hingezogen.


Verfolgt man die unterschiedlichen Moden in Popkultur und bildender Kunst, so trifft man in letzter Zeit vielerorts verstärkt auf ein Thema, das teils direkt und teils wie nebenbei verhandelt wird: Androgynität. Unzählige Ausstellungen präsentieren Positionen der Gegenwartskunst, die sich auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Thema auseinandersetzen, weshalb hier der Versuch einer systematischen Verortung unternommen werden soll.
Der Begriff Androgynität kennzeichnet eine weibliche und männliche Geschlechtsmerkmale vereinende hybride Mischform; er handelt von der Verwischung von Grenzen, dem Changieren zwischen den Geschlechtern und von einer herausfordernden Unbestimmtheit. Das Androgyne rekuriert auf die in vielen Kulturen zu findenden altertümlichen Schöpfungsmythen. In ihnen wird die Geburt des Menschen als gewaltsame Teilung des ursprünglichen Einen - des Androgyns - in Mann und Frau beschrieben. Zu den bekanntesten Überlieferungen dieser Art zählt die Darstellung Platons im Dialog Symposion. Darin berichtet der Philosoph von einem dritten, überaus mächtigen Geschlecht, das männlich und weiblich zugleich, eben mannweiblich, war. Da es die Götter angreifen wollte, wurde ein jedes seiner Gattung von Zeus in zwei Hälften zerschnitten und so entstanden Mann und Frau als komplementäre Geschlechter, die seitdem nach ständiger Wiedervereinigung trachten.1
In der Gestalt des Hermaphroditen war die Figur des Androgyns als harmonische Mischform des Männlichen und Weiblichen, d.h. als gleichgeschlechtliches Doppelwesen, ein langlebiges und äußerst beliebtes Sujet der Kunst von der Antike über die Renaissance bis zum Surrealismus.
Aufsehenerregende Aktualität erfuhr die Androgynität in unserem Jahrhundert besonders im Bereich der Popmusik: in den schrillen Kostümierungen der glamourösen Seventies-Ikonen David Bowie, The New York Dolls, Iggy Pop sowie im Auftreten des neunziger Jahre Neo-Glamrockers Marylin Manson. Derzeit prominentestes Beispiel für das Fortbestehen des Kultes um androgyne Gesangswunder ist Michael Jackson, dessen Aussehen sich nach unzähligen chirurgischen Eingriffen immer mehr dem seines Idols Diana Ross angleicht.
Auch am gegenwärtigen Modebetrieb ist der Trend nicht spurlos vorübergegangen. In den Kampagnen von Calvin Klein bis Jil Sander stehen sich androgyn wirkende Models gegenüber, die ununterscheidbarer kaum sein könnten.

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